ESSAY-
Essay-
Wer bin ich? Teil II
© Bernd Helge Fritsch
Alles ist Eins
Der Mensch besteht in etwa aus 30 Billionen verschiedenartigster Körperzellen. Sie
sind alle miteinander verbunden. Sie werden alle von "einer" geistigen Kraft durchdrungen
und gelenkt. Auf diese Weise bilden sie einen Körper, eine höchst weisheitsvolle
"Ein"-
Allein für sich kann unser Körper nicht existieren. Er benötigt für seine Zeugung Vater und Mutter. Er bedarf in der Kindheit der Pflege durch die Eltern oder durch andere Personen. Er benötigt zum Atmen die ihn umgebende Luft. Er braucht Nahrung. Er lebt in Symbiose mit vielen Milliarden Bakterien, die in seinem Darm Nahrung in Energie umwandeln.
Unsere Verbindung mit der uns umgebenden Luft, mit den Strahlen der Sonne, mit dem
Regen und nicht zuletzt unser liebevoller Bezug zu andern Menschen -
Unser Planet Erde mit seinen Bewohnern, zeigt sich ebenfalls als eine "Ein"-
Kein Stern darf fehlen im großen Orchester der Erscheinungen. Wie jede Zelle in unserem Körper so hat auch alles Erscheinende im weisheitsvollen Universum seinen bestimmten Platz und erfüllt eine besondere Aufgabe.
Anders gesagt: Nichts und niemand hat eine unabhängige Existenz. Jedes einzelne Ding
und jedes Lebewesen unterliegt dem Einfluss des ganzen übrigen Universums. Umgekehrt
haben jeder Stern und jeder Schmetterling und auch du und ich Einfluss auf jedes
Geschehen in der Welt. So verrückt es klingen mag, ohne dich und mich kann -
Somit gehören alle Dinge und Wesen zusammen und bedingen sich gegenseitig. Krankt
etwas in einem Bereich unserer Mutter Erde, so sieht sich das Universum veranlasst
durch entsprechende Maßnahmen gegenzusteuern. Wenn beispielsweise Menschen in die
Harmonie der Natur eingreifen oder sich falsch ernähren, zu viel konsumieren und
die Umwelt und ihren Körper krank machen, dann reagiert das Universum mit Pandemien
oder anderen Umwelt-
Solche Ereignisse sollten uns nicht beunruhigen, sondern wir Menschen sind aufgerufen sie in einem größeren Zusammenhang zu verstehen und auf unser eigenes Denken und Wirken zu achten.
Es gibt nur das Eine! Es gibt nicht dich und Gott!
Die "höchste", alle sichtbaren und unsichtbaren, alle bisherigen und künftigen Welten umfassende Einheit wird von den Menschen mit Namen wie zum Beispiel Gott, Brahman, Buddha, Tao, Selbst oder universelles Bewusstsein bezeichnet.
Alle "Erwachten", alle bedeutenden Weisheitslehrer und Mystiker lehren uns, dass
dieses "Höchste", dieses eigentlich namenlose, formlose und undefinierbare "Nichts
und Alles" der Ursprung aller Erscheinungen ist. Und es gibt nichts, was nicht von
dieser "Ein"-
So wie es am physischen Plan nur einen Raum (den Weltenraum) und sonst keinen weiteren
Raum gibt, so existiert im allumfassenden spirituellen Bereich kein Sein außerhalb
des "Einen-
Diese Überzeugung bildet die Grundlage der altindischen "Advaita-
Adi Shankara (788-
"Die Vielfalt der Formen, die wir erfahren, ist nichts anderes als Brahman, das Eine ohne ein Zweites…"
"Das ganze Universum ist aus Brahman hervorgegangen und hat keine von ihm unabhängige Existenz."
Nach Shankara und allen anderen Meistern welche uns Advaita lehren, hat es nie eine "Zweiheit" von Gott und dem Menschen gegeben. Durch Klarheit des Geistes und Meditation kann jeder Mensch die Erfahrung der eigenen untrennbaren Identität mit Brahman verwirklichen. Dadurch bewirkt er die Befreiung vom Karma und die Erlösung vom Kreislauf der Wiedergeburten.
Der sündige Mensch und der gute Gott
Ob uns unser Gott-
Bedingt durch seine Inkarnation, in Verbindung mit seinem Denken entwickelt jeder
Mensch -
Kinder befinden sich in den ersten Lebensjahren vorwiegend in einer glückseligen
Verbindung mit der göttlichen Einheit. Doch bald, Schritt für Schritt, geht dieses
Gefühl der Geborgenheit und des unbegrenzte Vertrauen in das Dasein verloren. An
deren Stelle macht sich das Ego-
Seit vielen Jahrhunderten wird dieses Ego-
Dem Menschen wird eingetrichtert klein, unbedeutend, schwach, fehlerhaft und vergänglich zu sein. Das hindert insbesondere "gottgläubige" Menschen daran die eigene Göttlichkeit und natürlich auch die ihrer Mitbürger zu erkennen. Für sie ist Gott der Gute und die Menschen sind vorwiegend schlecht und schuldbeladen.
Entsprechend den christlichen Traditionen existiert der Mensch gesondert von Gott. Durch die Erbsünde, sind alle Menschen, ausnahmslos, als Nachfahren von Adam und Eva gebrandmarkt.
Die Lehre der Sündigkeit des Menschen geht vorzüglich auf den Apostel Paulus zurück
und wurde später vom Kirchenvater Augustinus von Hippo (354-
"Durch einen einzigen Menschen kam die Sünde in die Welt und durch die Sünde der Tod, und auf diese Weise gelangte der Tod zu allen Menschen. In ihm haben alle Menschen gesündigt…
Die vorstehenden Feststellungen sind nicht als Kritik an einzelnen Menschen, an einer Kirche oder an Bereichen der Gesellschaft gedacht. Wir selbst und alle Mitmenschen sind wie sie sind und wir dürfen uns und sie liebevoll annehmen, so wie wir und sie sind.
Unsere dualen Unterscheidungen wie "gut und böse", wie "heiß und kalt", "gesund und
krank", -
Es geht daher bei den vorstehenden Ausführungen nicht um Kritik, sondern um Bewusst-
Der gottgleiche Mensch
Im Gegensatz zur allgemeinen Denkweise wonach der Mensch ein von Gott getrenntes
Dasein führt und schwach, fehlerhaft und schuldbeladen ist, bestätigt die Schöpfungsgeschichte
des Alten Testamentes, dass wir Menschen in unserer Essenz das "Eine-
Auch Jesus (offenbar auch ein "Erwachter") erklärte seine Einheit mit dem göttlichen Vater. Als ihn deshalb seine jüdischen Mitbürger steinigen wollten, verwies er auf den Psalm 81,6 in dem geschrieben steht, dass alle Menschen
"Götter und Kinder des Höchsten" sind (Joh. 10, 30 -
Ebenso betonte Meister Eckehart immer wieder unsere Gleichstellung mit dem "eingeborenen Sohn" (Jesus) und die Göttlichkeit eines jeden Menschen:
"Was immer Gott wirkt, das ist Eines;
darum zeugt er mich als seinen Sohn ohne allen Unterschied"
"Alles, was der göttlichen Natur eigen ist, das alles ist auch dem
gerechten und göttlichen Menschen eigen"
(Siehe die Verurteilung dieser Lehrsätze durch die päpstliche Bulle
"in agro domini")
Doch solche Aussagen widersprachen damals -
Buddha-
Auch in der buddhistischen Tradition und Religion finden wir die Überzeugung, dass alle Wesen eins mit dem Höchsten (mit Buddha) sind.
In etlichen Sutras (überlieferte Lehrreden des Siddhartha Gautama Buddha) des Mahayana-
Das Wort "Buddha" bedeutet wörtlich übersetzt "Gewahr-
Wahre Liebe
Wenn alles Eins, alles Gott ist, so folgt daraus, dass jeder Mensch, abgesehen von
seinem physischen und mentalen Erscheinungs-
Wenn du daher einen Mitbürger kritisierst, so kritisierst du dich selbst und fügst deiner Seele Leid zu. Hingegen wenn du deinen Nächsten, wie immer er sich verhält, liebst wie dich selbst, so offenbarst du wahre Liebe und erfährst die Seligkeit des allumfassenden Seins.
Wahre Liebe besteht demnach nicht darin, nur Menschen und Dinge gern zu haben, die uns gefallen, sondern darin sich als eins mit allem Sein zu erkennen.
Schon Jesus stellte in der Bergpredigt die Frage:
Wenn ihr nur die liebt, die euch lieben,
welchen Lohn habt ihr dann verdient? (Luk 6 32)
Und so lehrt auch der indische Meister Nisargadatta Maharaj (354-
Für mich existiert nichts für sich allein.
Alles ist das Selbst, ich bin alles.
Mich in jedem wiederzuerkennen und jedem in mir ist sicherlich Liebe
("Ich bin" II S. 97)
Mit dieser Einstellung gibt es kein Besser-